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Unser kultureller Kontext

Was hat Vogel- und Naturschutz mit Kultur zu tun? - Wenn wir die Tatsache akzeptieren, dass die in unserer Umgebung wahrgenommene Natur von einer langen kulturellen Entwicklung beeinflusst ist, erschließt sich die kulturelle Dimension unseres Anliegens fast zwangsläufig.

Die nach unserer Überzeugung schützenswerte Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten ist nur möglich entweder in einer wilden, ungezügelten Natur, in der Habitate durch natürliche, teilweise katastrophale Ereignisse geschaffen werden, oder in einer Kulturlandschaft, in der menschliche Eingriffe im Rahmen der unterschiedlichsten Nutzung von Landschaft eine entsprechende Vielfalt hervorrufen.

Wenn wir also die Artenvielfalt erhalten wollen, sehen wir uns gezwungen, über landwirtschaftliche Produktionsmethoden, über Verkehrsplanung, über Städtebau, Architektur und nicht zuletzt auch über unsere eigene Lebensweise nachzudenken.

Als neue Herausforderung tritt zunehmend der Schutz sogenannter Kulturfolger in den Vordergrund, weil diese auf Bedingungen angewiesen sind, die im direkten Zusammenhang mit der Lebensweise der Menschen und den Produktionsprozessen entstanden und durch den schnellen Wandel in Landwirtschaft und Wohnkultur aber kaum mehr vorhanden sind. Unerwartete positive Entwicklungen, die weitgehend verlorene frühere Lebensräume ersetzen, gilt es aufmerksam zu beobachten und möglichst zu fördern.
Vogelarten, die früher in Felswänden zu Hause waren und dann in teilweise in unsere Städte zogen, siedeln sich heute in modernen Industrieanlagen inmitten technischer Umgebung an. Entscheidend ist hier wohl die relative Ungestörtheit innerhalb solcher gegen äußere Einwirkung geschützten Anlagen.

Die althergebrachte Kenntnis über die Wirkung von Heilkräutern ist ebenso Kulturgut wie der aufgeklärte Umgang mit deren teilweiser Mystifizierung.
Ähnliches trifft auch auf Eigenschaften zu, die manchen Tieren nachgesagt wurden.
Im Gegensatz zu den Heilkräutern gehört das, was Tieren angedichtet wurde jedoch überwiegend in den Bereich der Fabel und hat sich bis auf wenige Ausnahmen auch nicht gerade zum Vorteil der ins Visier der Menschen geratenen Tierarten ausgewirkt.
Zu all diesen Themen kann durch unsere Fachleute eventuell vorhandener Wissensdurst unter anderem im Rahmen von Exkursionen und Veranstaltungen gestillt werden. Hier erschließt sich übrigens ein weites Themenfeld für Unterrichtsprojekte und Referate an den örtlichen Schulen.

Wir sehen unsere Bestrebungen, den Anbau von Streuobst zu fördern, in einem direkten Zusammenhang mit der Erhaltung von Kulturgut. Immerhin hat das aus Streuobst gekelterte „Stöffche” in Hessen und besonders in unserer Region eine derart lange Tradition, dass ihm unzweifelhaft das Prädikat „Kulturgut” zusteht.

Kulturfolger Sperling

Der Spatz Passer domesticus ist sympto­matisch für die Situation von Tierarten, die ihr früheres
natürliches Umfeld aufge­geben haben, um in der Nähe des Menschen als Kultur­folger ihr Aus­kommen zu finden. Früher eine der häu­figsten Vogel­arten ist er heute so stark im Rückgang begriffen, dass er vom NABU im Jahr 2002 zum Vogel des Jahres gekürt wurde.




In unseren Gebäuden

In einigen vom Menschen errichteten Gebäuden finden manche Vogelarten ihre fast ausschließliche Unterkunft. Die Schleiereule Tyto alba ist zwar nicht so sehr vom Wandel im Lebens­umfeld des Men­schen betroffen, weil ihre Wohnungen sehr oft unter Denk­malschutz oder un­ter dem Schutz religiöser Empfindunen stehen, doch wird ihr oft Gedan­kenlosigkeit und Ignoranz beim Bestreben nach Ordnung und Sauberkeit zum Verhängnis.


Das Märchen von der Krönleinnatter

Bechstein hat in dem von ihm herausgegeben Märchen wie kein anderer thematisiert, wie die Fürsorge für ein „unnützes” Tier dem Wohltäter in Form von Wohlstand und Glück gelohnt wird. Er hat damit einer in unserem Sinn mehr als beachtenswerten „Volksmoral” ein literarisches Denkmal gesetzt.